Ferdinand Hodler

Ferdinand Hodler
Ferdinand Hodler Radierung, um 1880, Loosli 1922, unten rechts in der Platte signiert, Blattgrösse 28x38 cm, Platte 22,5x 28,7 cm Sfr. 1400.--
  • Lebensweg
  • Dezember 1885
  • Weltausstellung 1900

Ferdinand Hodler wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater, der Schreiner Johannes Hodler, starb früh an Tuberkulose. Die Mutter, Margarete Hodler, in zweiter Ehe mit dem Dekorationsmaler Gottlieb Schüpbach verheiratet, starb 1867 an derselben, damals Schwindsucht genannten Krankheit. Sie liess acht Kinder zurück, von denen Ferdinand das älteste war. In den folgenden 18 Jahren starben nach und nach alle seine Geschwister, ebenfalls an Tuberkulose. 1865 hatte Ferdinand Hodler als 12-Jähriger die Werkstatt des alkoholkranken Stiefvaters übernommen und ernährte nun die Familie.
In Thun trat er um 1868 eine Lehre als Ansichtenmaler an. Mit 18, inzwischen Lehrling des Vedutenmalers Ferdinand Sommer, ging er Ende 1871 nach Genf, malte Firmenschilder und kopierte Bilder im Musée Rath, wo er schliesslich von Barthélemy Menn entdeckt und dessen Schüler wurde. In den folgenden Jahren studierte Hodler die Alten Meister und orientierte sich an den grossen Künstlern seiner Zeit, so etwa an Camille Corot und Gustave Courbet. 1878/1879 unternahm er eine Reise nach Spanien, wo er sich u. a. mit den Werken Velázquez' auseinandersetzte. 1881 arbeitete er mit anderen Menn-Schülern am Bourbaki-Panorama des Historienmalers Edouard Castres.
Mitte der 1880er Jahre begann Hodler, sich von den künstlerischen Vorbildern seiner frühen Jahre zu lösen. Ab 1885 entstanden Bilder im von ihm entwickelten, Parallelismus genannten Stil. Damals wurde der Leib-Seele-Parallelismus unter dem Einfluss der Schriften von Wilhelm Wundt stark diskutiert. Hodler sah, dass sich die Natur in parallelen Mustern organisiert: die Baumstämme im Wald, die symmetrischen Linien des menschlichen Körpers, die symmetrische Opposition von Tag und Nacht, Mann und Frau. Auch durch die ständige Konfrontation mit Sterben und Tod seit seiner Kindheit wurde Hodlers künstlerisches Schaffen stark beeinflusst.

Im Dezember 1885 hatte er im Genfer Cercle des Beaux-Arts seine erste Einzelausstellung. Die zweite Soloschau wurde ihm 1887 im Kunstmuseum Bern seiner Heimatstadt ermöglicht.
Hodler begegnete 1884 Augustine Dupin, die ihm für verschiedene Werke Modell stand und von der er 1909 ein Bildnis anfertigte, das sie auf dem Totenbett zeigt. Der gemeinsame Sohn Hector wurde 1887 geboren. 1889 heiratete Hodler aber Bertha Stucki, doch die Ehe wurde bereits 1891 wieder geschieden. Auf dem Gemälde Die Nacht, das im selben Jahr entstand, sind beide Frauen dargestellt.
Mit diesem Gemälde, das die Motive Schlaf, Tod und Sexualität thematisiert, gelang Hodler der Durchbruch: Die Ausstellung des Bildes im Musée Rath in Genf wurde in letzter Minute verhindert und das Gemälde als sittenwidrig verurteilt. Eine daraufhin privat organisierte Ausstellung wurde zum grossen Erfolg. Es folgten Ausstellungen und Ehrungen in Paris, München und Venedig.
1892 stellte er im Salon de la Rose + Croix in Paris das Gemälde Die enttäuschten Seelen aus und wurde Mitglied dieser Gesellschaft. Im Jahr 1897 gewann Ferdinand Hodler einen Wettbewerb zur Ausschmückung der Waffenhalle des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich zum Thema Der Rückzug der Schweizer aus der Schlacht von Marignano im Jahr 1515. Hodlers Entwürfe führten zum grössten Kunststreit, den es bis zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz gegeben hatte, da der Direktor des Landesmuseums, Heinrich Angst, seine Entwürfe boykottierte und erst eine Delegation des Bundesrats aus Bern nach Zürich reisen musste, um Hodlers Werke abzusegnen.
1894 lernte Hodler Berthe Jacques kennen, die 1897 seine zweite Ehefrau wurde. Diese Ehe blieb ebenso wie die erste kinderlos. Zwischen 1896 und 1899 erteilte Hodler Zeichen- und Malunterricht am Gewerbemuseum in Freiburg. Zu seinen Schülern gehörten unter anderen Oswald Pilloud, Hiram Brülhart, Raymond Buchs und Jean-Edouard de Castella. Am 12. März 1897 hielt er vor dem freiburgischen Kunstverein einen Vortrag mit dem Titel Die Mission des Künstlers.

Während der Weltausstellung in Paris 1900 bekam Hodler die Goldmedaille für drei seiner ausgestellten Werke. Bis 1900 beschickte er über 200 Ausstellungen. Er war jetzt einer der führenden Maler in Europa, was auch seine bis dahin eher prekäre wirtschaftliche Lage verbesserte. Noch im selben Jahr wurde er Mitglied der Wiener und der Berliner Secession, 1904 auch der Münchner Sezession.
1908 begegnete Hodler Valentine Godé-Darel (1873–1915), die seine Geliebte wurde. Godé-Darel erkrankte 1913 kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter an Krebs. Ihr Weg durch Krankheit und Siechtum bis in den Tod wurde von Hodler in zahlreichen Gemälden und Zeichnungen festgehalten. Die Tochter Pauline (auch Paulette) wurde schon während der Krankheit ihrer Mutter von Hodlers Ehefrau Berthe aufgezogen. Sie wurde von Hodler adoptiert (Pauline Valentine Magnenat-Hodler) und trat später selbst als Malerin in Erscheinung.
Hodlers späte, expressionistisch anmutende einfache Landschaftsgemälde machten ihn auch zu einem der bedeutendsten Maler der Alpenlandschaft. In Deutschland wurde er 1914 aus fast allen Künstlervereinigungen ausgeschlossen, als er einen Protestbrief gegen den Beschuss der Kathedrale von Reims durch die deutsche Artillerie im Ersten Weltkrieg unterschrieb. In seiner Heimat aber wuchs seine Anerkennung: Schon 1911 wurden zwei Banknoten mit Motiven seiner Bilder (Der Mäher, Der Holzfäller) bedruckt, 1913 wurde ihm der Ehrendoktor der Universität Basel verliehen. 1916 erhielt er eine Professur an der Ecole des Beaux-Arts in Genf. 1917 veranstaltete das Kunsthaus Zürich eine erste grosse Retrospektive. In seinem Todesjahr wurde er Ehrenbürger von Genf.
Hodler war eng mit dem Berner Schriftsteller Carl Albert Loosli befreundet, der auch einige Bücher über ihn veröffentlichte. Er war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[5]
Am 5. Juni 2007 erzielte Der Genfersee von Saint-Prex aus mit 10,9 Millionen Schweizer Franken bei einer Auktion von Sotheby’s den höchsten Preis, den je ein Gemälde eines Schweizer Malers erreichte. 1932 wurde in Bern die vormalige Waisenhausstrasse zu Ehren Ferdinand Hodlers in Ferdinand Hodler Strasse, seit 1. Januar 1948 Hodlerstrasse umbenannt, an der sich das Kunstmuseum Bern befindet.